Verein Interkantonales Kulturprojekt

Über den Verein

Der legendäre «Rote Pfeil» und das ebenso legendäre «Seetal-Krokodil» sind im Besitze der Oensingen-Balsthal-Bahn (OeBB). Während der «Rote Pfeil» noch einsatzfähig war und für Gesellschaftsfahrten eingesetzt werden konnte, war das als Güterzugs-Lokomotive 1926 erbaute «Seetal-Krokodil» buchstäblich auf dem Abstellgleis; es war nach einem Brand nicht mehr einsatzfähig und drohte, verschrottet zu werden.

1994 begannen sich einige Eisenbahnfans Gedanken darüber zu machen, wie diese beiden historischen Fahrzeuge der Nachwelt erhalten bleiben könnten. In vorderster Front waren der damalige Betriebsleiter der OeBB, Markus Rickenbacher, und Peter Siegrist aus Menziken, sowie weitere Persönlichkeiten. Im Verlaufe des Jahres 1995 wurde ein Patronatskomitee gegründet, dem rund 50 Persönlichkeiten aus Behördenkreisen, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft angehörten.

Am 18. Januar 1997 wurde der Trägerverein «Interkantonales Kulturprojekt Roter Pfeil und Seetal-Krokodil mit Sitz in Balsthal» gegründet: «Der Verein bezweckt die Restaurierung und betriebsfähige Erhaltung der Seetal-Krokodil-Lokomotive De 6/6 Nr. 15301, des Roten Pfeiles RBe 2/4 Nr. 202, des Gepäck-Triebwagens RFe 4/4 Nr. 601, sowie weiterer historischer Fahrzeuge unter Federführung der Oensingen – Balsthal-Bahn».

 

Umgesetzte Projekte

RBe 2/4 202 „Roter Pfeil“

roterpfeil

Der Rote Pfeil wurde 1938 an die SBB geliefert und 1974 an die Oensingen-Balsthalbahn (OeBB) verkauft. Nach seinem Weggang von den SBB im Jahre 1974 und kleineren Unterhaltsarbeiten bei der OeBB erhielt der Rote Pfeil 1989 eine grössere Revision in Bönigen. Seither wurden nur kleinere Arbeiten ausgeführt. Unter anderem hat die Arbeitsgruppe des Kulturprojekts den Ersatz des Bodens tatkräftig unterstützt.

Im Februar / März 2003 wurde am Roten Pfeil eine grössere Revision durchgeführt. Dabei wurden beide Drehgestelle ausgebaut, total zerlegt, aufgearbeitet und neu montiert. Die Arbeiten wurden durch Personal der OeBB, durch Mitglieder der Dampfgruppe und von Mitgliedern der Arbeitsgruppe des Kulturprojekts ausgeführt.

 

RFe 4/4 601

rfe

1940 lieferte SLM, BBC, MFO und SAAS drei Gepäcktriebwagen des Typs RFe 4/4 601 bis 603 an die SBB. Geplant war, mit ihnen  Leichtschnellzüge auf der Ost-Westachse zu führen. Es stellte sich bald heraus, dass sie für diese Aufgabe zu schwach waren. Bald wurden sie in untergeordneten Leistungen eingesetzt und schon bald an die Bodensee-Toggenburg resp. die Südostbahn verkauft. Der RFe 4/4 601 kam 1977 zur Sihltal-Zürich-Uetlibergbahn. Zum Schrottpreis ging der Triebwagen dann 1994 an die Oensingen – Balsthal-Bahn OeBB, wo er umgehend einer Revision unterzogen wurde:

Die Revision in Balsthal

Die Revision umfasste einerseits das Aufarbeiten des gesamten Fahrzeugs, andererseits aber auch den Rückbau einiger durch die SZU vorgenommener Veränderungen.

Sichwortartig die wichtigsten Revisionsschritte:

  • Demontage des Doppeldaches, Ausbau der Fahr- und Bremswiderstände, Reinigung, Kontrolle und erneute Montage
  • Drehgestelle kontrolliert, entrostet und neu gestrichen
  • Boden im Frachtraum ersetzt
  • Führerstand erneuert, Führerstandsheizung revidiert
  • Sämtliche Fensterrahmen und Fenster revidiert
  • Rekonstruktion der alten Dreilicht-Spitzenbeleuchtung mit separater Fahrberechtigungs-lampe nach altem Vorbild
  • Fronttüren-Attrape erstellt und eingebaut
  • Ganzes Fahrzeug neu gestrichen und nach ursprünglicher SBB-Ausführung von 1940 beschriftet

Möglich war die ganze Revision nur, weil drei verschiedene Gruppen optimal zusammenarbeiteten. Unter dem Dach des Kulturprojekts «Roter Pfeil» und «Seetal-Krokodil» hatte sich schon 1994 eine Gruppe ehrenamtlich arbeitender Enthusiasten gebildet, welche sich von ihrem Hauptziel, das Seetal-Krokodil De 6/6 15301 zu revidieren, abbringen liess und sich zunächst um den RFe 4/4 601 kümmerte. In allen Belangen unterstützt wurde sie von Mitarbeitern der OeBB, insbesondere von Markus Rickenbacher (dem damaligen Betriebsleiter der OeBB), dem Depotchef Walter Schmid und Ueli Buess. Viele der zeitintensiven Arbeiten wurden von Arbeitslosen ausgeführt, welche durch das regionale Arbeitslosenvermittlungszentrum (RAV) Oensingen zur Mitarbeit motiviert werden konnten. Dadurch konnte der RFe 4/4 601 rechtzeitig auf das Jubiläum «150 Jahre Schweizer Bahnen» von 1997 fertiggestellt werden und anlässlich der grossen Triebfahrzeug-Parade in Lausanne einer erfreuten Öffentlichkeit präsentiert werden.

 

De 6/6 15301

1983 kam die De 6/6 15301 zur OeBB. Dort wurde sie während rund 10 Jahren im Güterzugdienst eingesetzt, bevor ein Kurzschluss den Trafo irreparabel beschädigte. Zur Revision wurde der Verein Interkantonales Kulturprojekt gegründet.

Die Revision

Die Lokomotive wurde in einer einmaligen Aktion an Silvester und Berchtoldstag 1995/96 in einer Halle in Oensingen in transportierbare Stücke zerlegt. Bis Mitte 1997 konzentrierte sich die Arbeitsgruppe dann auf die Revision des RFe 4/4 601 um sich ab Anfangs 1998 dem Seetal-Krokodil zuzuwenden. Die sehr umfangreichen Arbeiten beinhalten die folgenden Punkte:

  • Achsen entrosten, reinigen, grundieren
  • Achsen ultraschallprüfen und abdrehen (HW Yverdon)
  • Achslager aufarbeiten
  • Fahrwerkrahmen vollständig demontieren, entrosten, reinigen, grundieren, definitiv streichen
  • Fahrwerkrahmen auf Achsen stellen, Bremsvorrichtungen einbauen
  • Neuverlegung der Schmierleitungen
  • Aufarbeiten der Antriebs- und Kuppelstangen
  • Maschinenhausboden mit Führerständen sandstrahlen und aufarbeiten, Brems- und Luftleitungen einbauen
  • Stahlkonstruktion für Transformator, Stufenhüpfer, Wendeschalter, Hauptschalter, Hilfsbetriebeschalttafel, Steuerkontroller und Steuerschaltkasten einbauen
  • Seitenwände sandstrahlen und aufarbeiten
  • Dach aufarbeiten
  • Vorbauverschalungen aufarbeiten
  • Lok montieren, Triebwerk am Schluss montieren
  • Motoren einbauen
  • Hauptstrom-Verkabelung einbauen
  • Neuen Transformator beschaffen, aufarbeiten, prüfen, einbauen
  • Hauptstrom-Schaltapparate einbauen
  • Steuereinrichtungen in Führerstände einbauen
  • Steuerstrom-Verkabelung und Messeinrichtungen einbauen
  • Kompressorgruppe, Umformergruppe, Ventilatorgruppe einbauen
  • Widerstände / ohmsche und induktive Shunts aufarbeiten und einbauen
  • Lok elektrisch prüfen und mechanisch kontrollieren
  • Probefahrt durchführen

seetalkroki_revision

Das Seetalkrokodil De 6/6 15301 konnte am 28. Juni 2008 rechtzeitig zum 125-jährigen Jubiläum der Seetalbahn in Balsthal eingeweiht werden. Der Verein wurde anschliessend in „Verein Seetalkrokodil 15301“ umgetauft.

einweihung